Der Schwarze Papst: Historischer Kriminalroman by Eric Walz

Der Schwarze Papst: Historischer Kriminalroman by Eric Walz

Autor:Eric Walz
Die sprache: de
Format: mobi
ISBN: 3442372690
Herausgeber: Blanvalet Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2009-11-19T23:00:00+00:00


Julius schreckte schweißgebadet aus seinem Mittagsschlaf auf. Der Krähentraum. Hastig griff er nach dem bereitgestellten Krug, schenkte sich dunkelroten Wein ein, leerte den Kelch in einem Zug und wiederholte den Vorgang noch zweimal, ehe er seufzend auf die Kissen zurücksank und sich die Tropfen vom Kinn wischte.

Dieses Gesicht … Es ging ihm nicht aus dem Sinn, das Gesicht des Mannes in der Kirche Santo Spirito. Milo. Auftragsmörder. Todesengel, wie Massa ihn nannte. Inbegriff einer gewaltigen Verirrung, eines Sündenfalls. Was für eine unmögliche, mit allen Grundsätzen des Glaubens unverträgliche Idee!

Er stand auf, benebelt vom Wein. Auf nüchternen Magen getrunken, rief er Schwindel hervor und eine Übelkeit, die nicht nur unangenehm war. Trinken war für Julius wie Weinen: Es machte alles leichter. Natürlich, er würde eines Tages daran sterben, am Weinen, am Wein, aber bis dahin würde er dem Trinken treu bleiben.

Mit beiden Händen hielt Julius den Kelch umklammert, während sein Blick vom Fenster seines Privatgemachs aus über die Dächer der Ewigen Stadt schweifte. In der Scheibe sah er den Umriss seiner selbst und trat einen Schritt näher. Da war er. Da war Julius III., Diener der Diener Christi. Aber war da nicht auch noch ein anderer? Er suchte nach ihm, suchte in den Augen seines Spiegelbilds nach Giovanni Maria del Monte, nach dem jungen Mann, dem Fünfzehnjährigen, dem der Vater und der Onkel eine Kirchenkarriere zudachten. Die Augen, so hieß es, waren der Spiegel der Seele, und Giovanni-Julius forschte in diesem Spiegel nach der Jugend, der Unschuld auch, der Leichtigkeit. Waren sie denn völlig verschwunden? Alles, was er sah, waren Augen wie Asche.

Wie hatte er jemals an diesen Punkt kommen können? Das Leben war für ihn zum Kalvarienberg geworden, zu einer unsagbaren Mühsal. Andere, die diesen Weg gingen - Schwerkranke, Arme, leidende Witwen und Witwer -, hatten wenigstens den Trost und die Gewissheit, bergauf zu gehen bis zum Himmelstor. Sein Weg der Mühsal führte nach unten. Wo befand er sich gerade, im siebten Kreis der Hölle oder im achten? Im inneren Ring? Sein Register der Sünden war lang genug, um ihn damit erdrosseln zu können.

Ein Krähenschwarm flog am Fenster vorbei, so nah, dass Julius erschrocken zurückwich. Der Kelch entglitt ihm, und der Wein tränkte sein weißes Schlafhemd.

Eine Weile war er unfähig, sich zu bewegen, doch dann hob er als Erstes den Kelch auf, füllte ihn erneut, trank und sagte: »Krähen, überall Krähen. Damit muss Schluss sein.«

So konnte es nicht weitergehen. Sandro hatte recht, wenn er Julius drängte, den Schwachen zu helfen und auch denen, die für die Schwachen da waren.

Julius trank. Der Wein, so schien es ihm, spülte die Sehnsucht an die Oberfläche, jenen Teil von Giovanni zu tilgen, der zum Verbrecher geworden war, und den Drang, sich zu bestrafen und auch jene, die wie er gesündigt hatten.

Was ihn betraf, so würde er sich zur Buße auferlegen, Sandro die Wahrheit zu sagen, rücksichtslos, und nichts zu verschweigen. Sandro war sein Beichtvater, sein Freund, sein Favorit … Dennoch hatte Julius panische Angst vor diesem Geständnis. Es galt, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten.

Er trank, trank.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.